Das Pflegetagebuch: Ein wichtiger Begleiter

Isabell Jungesblut
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Das Pflegetagebuch: Ein wichtiger Begleiter

Isabell Jungesblut
Ein Pflegetagebuch unterstützt Sie dabei, den Pflegealltag genau zu dokumentieren. Aber warum ist das überhaupt so wichtig? Im Alltag sammeln sich zahlreiche kleine Aufgaben an, die Sie vielleicht schon als selbstverständlich ansehen. Doch gerade diese Tätigkeiten verdeutlichen, wie viel Pflege tatsächlich erforderlich ist.

Indem Sie regelmäßig aufschreiben, welche Hilfe Ihre pflegebedürftige Person braucht – sei es beim Aufstehen, Waschen oder Anziehen – wird der Pflegeaufwand greifbar. Dieses Tagebuch kann Ihnen später bei der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst oder Medicproof enorm helfen. Auch wenn es um einen Widerspruch geht, oder eine Höherstufung geht, haben Sie so alle Informationen schwarz auf weiß. Es unterstützt Sie auch dabei, selbst einzuschätzen, ob ein Pflegegrad überhaupt gerechtfertigt ist oder ob eine höhere Einstufung sinnvoll wäre.

Das Pflegetagebuch kann von Angehörigen, aber auch von pflegebedürftigen Personen genutzt werden. Es ist wie ein kleines Gedächtnis, das den Pflegealltag genau dokumentiert und Ihnen den Rücken stärkt.

Individuell und übersichtlich: Beispiel Pflegetagebuch

Ein Pflegetagebuch kann ganz unterschiedlich aussehen, je nachdem, was für Sie am besten funktioniert. Es gibt spezielle Vorlagen oder Muster, die Sie online finden und auch ausdrucken können. Diese Vorlagen fragen oft bestimmte Kategorien ab, wie zum Beispiel: die Körperpflege, die Mobilität oder die Medikamenteneinnahme. Viele dieser Muster orientieren sich an den sechs Modulen des Begutachtungsinstruments, das bei der Feststellung des Pflegegrads verwendet wird. So werden auch Bereiche wie zum Beispiel kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen oder nächtliche Hilfe erfasst, aber auch die Häufigkeit bestimmter Bereiche. Diese Struktur hilft dabei, ein möglichst vollständiges Bild des Pflegebedarfs zu dokumentieren, das für die Begutachtung besonders wichtig ist. Hier können Sie dann ankreuzen oder notieren, welche Aufgaben Sie übernommen haben und auch Besonderheiten aufschreiben. 

Falls Ihnen eine solche Vorlagen oder Muster nicht zusagen, können Sie aber auch einfach ein Notizbuch verwenden. Sie schreiben dann den Tag und die wichtigsten Pflegeaufgaben auf, die Sie erledigt haben. Das muss nicht kompliziert sein – manchmal reicht es, besondere Vorkommnisse zu notieren, wie zum Beispiel, dass der Pflegebedürftige an einem Tag schlechter aufgestanden ist oder mehr Hilfe beim Essen gebraucht hat. So können Sie flexibel und ohne großen Aufwand den Pflegealltag dokumentieren.Das Wichtigste ist, dass Sie regelmäßig und ehrlich festhalten, was alles geleistet wird. Egal ob mit einer Vorlage oder einem einfachen Notizbuch – das Pflegetagebuch soll Ihnen helfen, einen Überblick über Ihre Arbeit zu behalten und für Gutachten oder Anträge wichtige Informationen parat zu haben.
Graphik Begutachtungsinstrument

Das Pflegetagebuch als Grundlage für den Erstantrag und den Höherstufungsantrag

Ein Pflegetagebuch dient als wertvolle Grundlage, wenn Sie einen Erstantrag auf Pflegegrad oder einen Höherstufungsantrag stellen möchten. Beim Erstantrag auf Pflegegrad kann das Pflegetagebuch eine erste detaillierte Übersicht geben, wie viel Pflege tatsächlich nötig ist. Es hilft Ihnen, von Beginn an einen strukturierten und nachvollziehbaren Nachweis zu führen. Wenn Sie bereits merken, dass der tägliche Pflegeaufwand wächst und eine Einstufung erforderlich ist, ist es sinnvoll, sofort mit dem Tagebuch zu beginnen. So haben Sie über einen längeren Zeitraum hinweg Beweise gesammelt, die Sie dem Gutachter oder der Gutachterin vorlegen können. 

Beim Höherstufungsantrag wird das Pflegetagebuch besonders wichtig, wenn sich der Pflegebedarf im Laufe der Zeit erhöht hat. Wenn Ihr Angehöriger plötzlich mehr Hilfe benötigt, sei es durch eine Verschlechterung des Gesundheitszustands oder vermehrte Pflegeaufgaben wie nächtliche Unterstützung, kann das Tagebuch diese Veränderungen genau abbilden. So wird klar, warum eine Höherstufung nötig ist.

Im Pflegetagebuch können Sie präzise festhalten, wann und wie sich der Pflegebedarf verändert hat. Zum Beispiel könnten Sie notieren, dass Ihr Angehöriger früher alleine essen konnte, nun aber täglich Hilfe benötigt. Oder dass nächtliche Pflege erforderlich geworden ist, weil Ihr Angehöriger nun häufiger aufstehen muss. Auch die Zunahme von Aufgaben wie Medikamentenüberwachung oder komplexere Pflegemaßnahmen, wie das Anlegen von Verbänden, sollten regelmäßig dokumentiert werden.

Mit dem Pflegetagebuch bestens gerüstet für die Begutachtung

Pflegetagebuch beim Besuch des Medizinischen Dienst durchgehen
Eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst oder durch Medicproof - bei Privatversicherten - kann für viele pflegende Angehörige eine stressige Situation sein. Oft hat man das Gefühl, dass der tatsächliche Pflegeaufwand nicht richtig erfasst wird oder man hat Bedenken, dass man vergisst, wichtige Informationen mitzuteilen.
Genau hier kann das Pflegetagebuch eine wertvolle Hilfe sein. Indem Sie den täglichen Pflegeaufwand regelmäßig dokumentieren, haben Sie eine solide Grundlage, um dem Gutachter oder der Gutachterin ein genaues Bild vom Pflegebedarf zu geben.
Das Tagebuch zeigt schwarz auf weiß, welche Tätigkeiten Sie übernehmen, wie häufig Sie diese übernehmen und welche Unterstützung Ihr Angehöriger wirklich benötigt. So sind Sie bestens vorbereitet und können selbstbewusst und mit allen wichtigen Informationen in die Begutachtung gehen.
Es ist nicht nur ein Werkzeug zur Dokumentation, sondern auch eine Absicherung dafür, dass der Pflegeaufwand korrekt eingeschätzt wird – und das ist entscheidend für die Einstufung in den richtigen Pflegegrad.

Mit dem Pflegetagebuch erfolgreich Widerspruch einlegen

Wenn der Pflegegrad nach der Begutachtung nicht dem tatsächlichen Pflegeaufwand entspricht, kann ein Widerspruch notwendig sein. In diesem Fall erweist sich das Pflegetagebuch als unschätzbare Hilfe. 
Bei einem Widerspruch geht es oft darum, nachzuweisen, dass der Pflegeaufwand höher ist als ursprünglich angenommen. Das Pflegetagebuch kann zeigen, dass regelmäßig zusätzliche oder intensivere Pflegeleistungen erbracht werden, die möglicherweise in der ersten Begutachtung nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Hierbei sind besonders detaillierte Eintragungen über besondere Vorkommnisse oder wiederkehrende, zeitintensive Aufgaben entscheidend. Somit gibt Ihnen das Pflegetagebuch ein starkes Argument an die Hand, um den Pflegebedarf zu untermauern und den Widerspruch erfolgreich zu begründen. Es schafft Transparenz und kann helfen, Missverständnisse oder Fehleinschätzungen im Gutachten richtigzustellen.
Bei der Begutachtung ist es sinnvoll, dass auch pflegende Angehörige oder vertraute Personen anwesend sind. Sie können den tatsächlichen Pflegebedarf erläutern und die pflegebedürftige Person unterstützen, wenn diese sich nicht selbst erklären kann. So erhält der Gutachter ein realistisches Bild der Pflegesituation, was zu einer fairen Einstufung führen kann. Es ist wichtig, den Pflegealltag ehrlich zu schildern und ausreichend Zeit für die Begutachtung einzuplanen. Auch wenn es verständlich ist, die Situation manchmal positiver darstellen zu wollen, ist bei der Begutachtung Ehrlichkeit entscheidend. Zeigen Sie die tatsächlichen Herausforderungen und den Umfang der täglichen Unterstützung. Nur so kann der Gutachter eine angemessene Einstufung des Pflegegrades vornehmen.

Der Pflegegradrechner: Eine ideale Ergänzung zum Pflegetagebuch

Pflegegradrechner am Laptop ausfüllen
Neben dem Pflegetagebuch kann auch ein Pflegegradrechner eine nützliche Unterstützung sein. Mit einem Pflegegradrechner können Sie schon im Vorfeld eine erste Einschätzung darüber erhalten, ob und welcher Pflegegrad für Ihren Angehörigen infrage kommt. Durch die Beantwortung gezielter Fragen zu den verschiedenen Pflegebereichen gewinnen Sie schnell einen Überblick über den möglichen Pflegegrad.Das erleichtert die Vorbereitung auf die Begutachtung und hilft Ihnen, besser informiert in das Verfahren zu gehen.

Fazit: Ein täglicher Begleiter, der den Unterschied macht

Das Pflegetagebuch ist ein wertvolles Hilfsmittel, das den Pflegealltag übersichtlicher macht und dabei hilft, den tatsächlichen Pflegeaufwand nachvollziehbar darzustellen. Es bietet eine klare Grundlage für Begutachtungen und ist besonders nützlich bei Anträgen auf Pflegegrad oder Höherstufung, sowie bei Widersprüchen.
Indem Sie regelmäßig alle Pflegetätigkeiten dokumentieren, sorgen Sie dafür, dass keine Details übersehen werden und der Pflegebedarf korrekt eingeschätzt wird. Mit wenig Aufwand können Sie so langfristig für eine Erleichterung im Pflegeprozess sorgen – für sich selbst und Ihren Angehörigen. Also: Machen Sie das Pflegetagebuch zu Ihrem täglichen Begleiter, um bestens vorbereitet und selbstbewusst in den Pflegealltag und die Begutachtungen zu gehen.


💜-liche Grüße 

Pflegetagebuch: Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Pflegetagebuch?

Ein Pflegetagebuch dokumentiert den täglichen Pflegeaufwand und hilft, den tatsächlichen Pflegebedarf nachzuweisen – besonders für Gutachten im Zusammenhang mit einem Erstantrag, einem Höherstufungsantrag oder Widersprüchen.

Muss ich eine spezielle Vorlage verwenden?

Nein, Sie können Vorlagen nutzen oder ein einfaches Notizbuch führen. Wichtig ist, alle relevanten Pflegeaufgaben und besonderen Vorkommnisse festzuhalten. Vorlagen oder Muster erhalten Sie ganz einfach online zum Ausdrucken. 

Wie oft sollte ich das Pflegetagebuch ausfüllen?

Am besten täglich oder mindestens mehrmals pro Woche über einen längeren Zeitraum, um alle wichtigen Tätigkeiten und Veränderungen genau zu dokumentieren.

Warum ist das Pflegetagebuch bei der Begutachtung so wichtig?

Es liefert dem Gutachter oder der Gutachterin eine klare Übersicht über den tatsächlichen Pflegebedarf und unterstützt eine korrekte Einstufung des Pflegegrades. Zudem unterstützt es Sie dabei, während der Begutachtung nichts zu übersehen.

Kann ich das Pflegetagebuch auch für einen Widerspruch verwenden?

Ja, das Pflegetagebuch kann auch als wertvolle Unterstützung dienen, wenn Sie der Ansicht sind, dass der Pflegegrad zu niedrig eingestuft wurde, und hilft Ihnen im Widerspruchsverfahren.
Zur Autorin

Isabell Jungesblut

EXAMINIERTE GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGERIN
Als Expertin für Gesundheits- und Krankenpflege bringt Isabell Jungesblut umfangreiche Erfahrungen aus der Akutversorgung aber auch aus der vollstationären Langzeitversorgung mit. Hier im Pflege ABC teilt sie ihr umfangreiches Wissen mit Ihnen, um die Pflege für Sie zu erleichtern.
Bild-Quellen: Header: Foto von freepik; Bild 1: Graphik von Pflege ABC; Bild 2:  Foto von Pflege ABC; Bild 4: Foto von freepik

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