Sturzprophylaxe in der Pflege: Stürzen vorbeugen
Thea Regenberg
Stürze passieren oft unerwartet und können das Leben oder eine bestehende Pflegesituation schlagartig verändern. Besonders ältere Menschen oder Personen mit chronischen Erkrankungen wie einer Demenz oder Parkinson sind gefährdet. Doch auch ohne Pflegebedarf lohnt es sich, auf Sicherheit zu achten und sich selbst und seine Liebsten zu schützen. Sturzprophylaxe klingt vielleicht kompliziert, ist aber in Wirklichkeit ganz einfach: Es geht darum, kleine Risiken im Alltag frühzeitig zu erkennen und mit wenigen gezielten Maßnahmen für mehr Sicherheit zu sorgen. Oft reichen schon kleine Veränderungen, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Wer sich rechtzeitig mit dem Thema beschäftigt, kann Sturzrisiken minimieren und für mehr Sicherheit im Alltag sorgen – sowohl für pflegebedürftige Angehörige als auch für sich selbst.
Was bedeutet Sturzprophylaxe und warum ist sie so wichtig?
Der Begriff Sturzprophylaxe wird oft mit der Pflege in Verbindung gebracht und Pflegefachkräfte sowie Auszubildende begegnen diesem Thema regelmäßig in ihrem Berufsalltag – und das aus gutem Grund. Stürze gehören zu den größten Risiken im Pflegealltag und können schwerwiegende Folgen wie Knochenbrüche, Verletzungen oder den Verlust der Mobilität nach sich ziehen. Die Sturzprophylaxe ist ein zentraler Bestandteil der Pflege, insbesondere bei älteren Menschen oder Personen mit chronischen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson. Mit anderen Worten: Es geht um Prävention – also vorbeugende Maßnahmen, die helfen, Sturzgefahren frühzeitig zu erkennen und zu minimieren. Ziel ist es, Stürze aktiv zu verhindern und das Risiko im Alltag deutlich zu senken. Welche Maßnahmen dabei besonders wichtig sind, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.
Der Expertenstandard zum Thema Sturzprophylaxe in Pflegeberufen
Um Risiken und darauf abgestimmte Maßnahmen bestmöglich in die Pflegeplanung einer pflegebedürftigen Person einzubinden, gibt es sogenannte “Expertenstandards”. Der Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“ definiert ein strukturiertes und evidenzbasiertes Vorgehen zur Verringerung des Sturzrisikos in der professionellen Pflege. Er umfasst die systematische Erfassung, Bewertung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen, die Stürze verhindern und deren Folgen minimieren. Verantwortlich für die Entwicklung des Standards sind das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) und das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Der Standard wird in ambulanten, teilstationären und stationären Pflegeeinrichtungen angewendet und richtet sich an alle Pflegenden, unabhängig von ihrer Qualifikation. Die wichtigsten Inhalte des Expertenstandards umfassen die regelmäßige Risikoeinschätzung durch systematische Screenings und Assessments. Pflegebedürftige erhalten personalisierte Pflegepläne, die individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Schulungen und Beratungen von Pflegekräften, Angehörigen und Betroffenen sorgen dafür, dass alle Beteiligten über geeignete Präventionsmaßnahmen informiert sind. Jeder Sturz wird dokumentiert und analysiert, um die Pflegequalität kontinuierlich zu verbessern.
Stürze aktiv verhindern: So erkennen Sie wichtige Risikofaktoren
1. Personenbezogene Risikofaktoren - Sturz:
Manche Sturzgefahren liegen in der Person selbst. Einschränkungen wie eine nachlassende Mobilität, eine Muskelschwäche oder auch Gleichgewichtsstörungen erhöhen das Risiko deutlich. Besonders nach Behandlungen oder operativen Eingriffen besteht eine größere Sturzgefahr – vor allem, wenn erstmals Hilfsmittel wie Gehstöcke oder Rollatoren genutzt werden, die noch ungewohnt sind. Auch kognitive Beeinträchtigungen, wie sie bei einer Demenzerkrankung auftreten, oder Sehstörungen spielen eine zentrale Rolle. Zusätzlich können bestimmte Medikamente Nebenwirkungen wie Schwindel verursachen und so die Standfestigkeit beeinträchtigen. Ein oft unterschätzter Faktor ist die sogenannte Sturzangst. Sie entsteht häufig nach einem oder mehreren Stürzen oder wenn Schmerzen zu einer Schonhaltung führen. Obwohl diese Angst wie ein natürlicher Schutzmechanismus wirkt, kann sie paradoxerweise das Sturzrisiko weiter erhöhen, da Betroffene unsicherer und weniger aktiv werden. Als pflegender Angehöriger ist es wichtig, solche Anzeichen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Schon kleine Veränderungen im Alltag – wie das Anpassen der Wohnumgebung, regelmäßiges Training zur Förderung der Mobilität oder der bewusste Umgang mit Hilfsmitteln – können einen großen Unterschied machen und die Sicherheit erheblich erhöhen.
2. Umgebungsbedingte Risikofaktoren - Sturz:
Neben den persönlichen Aspekten ist auch das direkte Wohnumfeld entscheidend. Rutschige Böden, unebene Flächen oder Stolperfallen wie lose Teppiche, Kabel und Türschwellen stellen häufige Gefahrenquellen dar. Ebenso können schlecht beleuchtete Räume das Sturzrisiko erheblich erhöhen. Schon kleine Anpassungen wie das Entfernen von Hindernissen, rutschfeste Matten oder zusätzliche Lichtquellen schaffen ein sichereres Zuhause.
Unser Tipp:
Im kostenlosen Pflege-ABC-Kurs “Sicher Wohnen mit Pflegebedarf” gehen wir gemeinsam alle Räume durch, um eine sichere Umgebung für Ihren Herzensmenschen zu schaffen.
Maßnahmen zur Sturzprophylaxe in der Pflege
Besondere Herausforderungen: Sturzprophylaxe bei Demenz und Parkinson
Menschen mit Demenz oder Parkinson benötigen eine besondere Unterstützung, um sicher im Alltag zu sein. Aufgrund von Orientierungsschwierigkeiten, Koordinationsproblemen und motorischen Einschränkungen besteht ein erhöhtes Sturzrisiko. Eine durchdachte Sturzprophylaxe kann zu mehr Sicherheit und Lebensqualität beitragen. Strukturierte Tagesabläufe schaffen Orientierung und reduzieren Stresssituationen. Hilfreiche Orientierungshilfen wie farbliche Markierungen, gut sichtbare Wegweiser und ausreichende, harmonische Beleuchtung erleichtern die Sicht im Wohnumfeld. Eine Umgebung, die sowohl Sicherheit bietet als auch Ruhe ausstrahlt, ist für das Wohlbefinden besonders wertvoll.
Lassen Sie sich individuell zu Krankheitsbildern beraten, um sich mit allen vorbeugenden Maßnahmen vertraut zu machen. So können Sie Ihr zu pflegendes Familienmitglied bestmöglich unterstützen
Für Menschen mit Parkinson ist eine gezielte Bewegungstherapie von großer Bedeutung. Spezielle Übungen zur Förderung von Koordination und Gleichgewicht tragen aktiv zur Sturzprävention bei. Eine individuell abgestimmte Medikation sollte regelmäßig mit dem behandelnden Arzt überprüft werden.Technische Hilfsmittel wie moderne Gehhilfen mit automatischen Bremssystemen oder Gehstöcke mit Laserlinien-Projektion können zusätzlich für mehr Sicherheit und Mobilität sorgen.
Lassen Sie sich individuell zu Krankheitsbildern beraten, um sich mit allen vorbeugenden Maßnahmen vertraut zu machen. So können Sie Ihr zu pflegendes Familienmitglied bestmöglich unterstützen
Fazit: Mehr Sicherheit durch vorbeugende Maßnahmen
Eine gute Sturzprophylaxe schafft mehr Sicherheit im Pflegealltag, sowohl persönlich als auch in der Umgebung. Mit kleinen Anpassungen im Alltag, regelmäßigen Bewegungsübungen und gezieltem Einsatz technischer Hilfsmittel lässt sich das Sturzrisiko deutlich senken. Auch soziale Kontakte und ein vertrautes Wohnumfeld können dazu beitragen, dass sich pflegebedürftige Menschen sicher und wohl fühlen. Schauen Sie sich Ihr Wohnumfeld und das zu Hause Ihres zu pflegenden Angehörigen genau an, sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt über die Medikamente oder auch Therapeuten über geeignete Übungen und informieren Sie sich über hilfreiche Hilfsmittel. Jede kleine Maßnahme kann Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen und auch Ihnen mehr Sicherheit geben.
Sturzprophylaxe in der Pflege: Häufig gestellte Fragen
Was ist Sturzprophylaxe?
Sturzprophylaxe bedeutet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen und Sturzrisikofaktoren zu erkennen, um die Sturzgefahr langfristig zu minimieren. Sie ist besonders wichtig für ältere Menschen und Personen mit Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson, da Stürze schwere Verletzungen und den Verlust der Selbstständigkeit verursachen können.
Welche Maßnahmen gehören zur Sturzprophylaxe in der Pflege?
Zu den wichtigsten Maßnahmen der Sturzprophylaxe gehören Bewegungstraining, Wohnraumanpassungen, passende Hilfsmittel, Medikamentenmanagement und soziale Unterstützung. Regelmäßige Übungen stärken Muskulatur und Gleichgewicht, während das Entfernen von Stolperfallen und der Einsatz rutschfester Matten sowie guter Beleuchtung die Sicherheit erhöhen. Hilfsmittel wie Gehhilfen und spezielle Schuhe bieten zusätzlichen Schutz. Die Überprüfung von Medikamenten auf Nebenwirkungen wie Schwindel ist ein weiterer wichtiger Aspekt.
Welche Risikofaktoren erhöhen die Sturzgefahr?
Sturzrisikofaktoren lassen sich in persönliche und umgebungsbedingte Aspekte unterteilen. Persönliche Risiken entstehen durch nachlassende Mobilität, Gleichgewichtsstörungen, kognitive Beeinträchtigungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten wie Schwindel. Umgebungsbedingte Risiken ergeben sich aus Stolperfallen wie losen Teppichen, rutschigen Böden oder schlechter Beleuchtung – einfache Anpassungen wie rutschfeste Matten und zusätzliche Lichtquellen können hier bereits große Sicherheit schaffen.
Was ist der Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“?
Der Expertenstandard „Sturzprophylaxe in der Pflege“ bietet Pflegekräften eine klare Orientierung für die Sturzprävention. Er umfasst die systematische Erfassung von Sturzrisiken, die Erstellung individueller Pflegepläne und die Schulung von Pflegekräften, Angehörigen und Betroffenen. Ziel ist es, Stürze durch gezielte Maßnahmen zu verhindern und die Pflegequalität kontinuierlich zu verbessern.
Welche speziellen Maßnahmen gibt es für Menschen mit Demenz oder Parkinson?
Menschen mit Demenz oder Parkinson benötigen spezielle Unterstützung, um sicher und aktiv zu bleiben. Strukturierte Tagesabläufe schaffen Orientierung und reduzieren Stress. Farbige Markierungen, Wegweiser und gute Beleuchtung erleichtern die Orientierung im Wohnumfeld. Gezielte Bewegungstherapie verbessert Koordination und Gleichgewicht, während Gehhilfen mit automatischen Bremsen oder Gehstöcke mit Laserprojektion zusätzliche Sicherheit bieten. Die regelmäßige Absprache mit dem behandelnden Arzt sorgt dafür, dass Medikamente optimal eingestellt sind.
Zur Autorin
Thea Regenberg
Als erfahrene Altenpflegerin kennt sich Thea Regenberg mit den besonderen Bedürfnissen älterer Menschen bestens aus. Im Pflege ABC teilt sie ihr Fachwissen in der Grund- und Behandlungspflege, sowie der Organisation und Dokumentation von medizinischen und pflegefachlichen Abläufen.
Neue Artikel in unserem Magazin
Zum Newsletter anmelden
Erhalten Sie regelmäßig kostenlose Updates.
Vielen Dank.
Wir haben Ihnen eine Mail geschickt. Bitte bestätigen Sie den enthaltenen Link.
Wir haben Ihnen eine Mail geschickt. Bitte bestätigen Sie den enthaltenen Link.