Hygiene in der Pflege zuhause: Diese Regeln und Tipps sollten Sie kennen

Isabell Jungesblut

Hygiene in der Pflege zuhause: Diese Regeln und Tipps sollten Sie kennen

Isabell Jungesblut
In der häuslichen Pflege ist Hygiene unverzichtbar, um Ihre Gesundheit und die Ihrer pflegebedürftigen Angehörigen zu schützen. Sie als Pflegeperson übernehmen dabei eine wichtige Verantwortung. Durch die Umsetzung geeigneter Hygienemaßnahmen können Sie das Risiko von Infektionen erheblich verringern und somit einen sicheren Pflegealltag gewährleisten. Da das Immunsystem pflegebedürftiger Menschen häufig geschwächt ist, erfordert die Infektionsvorbeugung besondere Aufmerksamkeit. Eine sorgfältige persönliche Hygiene und konsequente Händehygiene sind hierbei unverzichtbar, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Mit klaren Hygieneregeln und einer strukturierten Vorgehensweise schaffen Sie eine saubere und gesunde Umgebung, die das Wohlbefinden aller Beteiligten nachhaltig verbessert – schon kleine, regelmäßig durchgeführte Maßnahmen können im Pflegealltag einen großen Unterschied machen.

Händehygiene in der häuslichen Pflege: Einfache Maßnahme mit großer Wirkung

Die Händehygiene ist die wichtigste Maßnahme, um Infektionen in der häuslichen Pflege zu verhindern. Da Hände zu den häufigsten Übertragungswegen für Krankheitserreger gehören, ist eine konsequente Reinigung unerlässlich. Regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen sowie die gezielte Desinfektion der Hände tragen entscheidend dazu bei, die Verbreitung von Keimen einzudämmen und die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.
In der häuslichen Pflege ist das regelmäßige Händewaschen eine sehr wichtige Maßnahme, um die Verbreitung von Keimen und Infektionen zu verhindern. 

Händewaschen: Wann es notwendig ist und wie es geht

Gründliches Händewaschen
Um Infektionen im Pflegealltag zu verhindern, sollten Sie Ihre Hände in bestimmten Situationen besonders gründlich waschen. Dies schützt sowohl Sie als auch Ihre pflegebedürftigen Angehörigen vor der Verbreitung von Keimen.

Waschen Sie Ihre Hände immer nach:

  • dem Heimkommen von draußen
  • dem Besuch der Toilette
  • dem Windelwechsel oder wenn Sie nach dem Toilettengang bei der Reinigung Ihres Kindes geholfen haben
  • dem Naseputzen, Husten oder Niesen
  • dem Umgang mit Abfällen
  • dem Kontakt mit Tieren, Tierfutter oder tierischem Abfall

Waschen Sie Ihre Hände immer vor:

  • den Mahlzeiten
  • dem Umgang mit Medikamenten oder Pflegeprodukten

Waschen Sie Ihre Hände immer vor und nach:

  • der Zubereitung von Speisen, insbesondere nach dem Kontakt mit rohem Fleisch
  • der Pflege kranker Personen
  • der Versorgung und Behandlung von Wunden

Mein Tipp für Sie: Waschen Sie Ihre Hände nur so oft wie nötig und verwenden Sie dabei milde, hautschonende Produkte, um die Haut nicht unnötig zu strapazieren.

Wenn Sie diese Tipps befolgen, sind Sie bereits auf einem guten Weg zu besserem Schutz vor Infektionen. Damit das Händewaschen jedoch wirksam vor Infektionen schützt, kommt es auf die richtige Technik an. Schon wenige sorgfältig ausgeführte Schritte helfen, Krankheitserreger wirksam zu entfernen und die Ausbreitung von Keimen zuverlässig zu verhindern. 
 
Gehen Sie dabei wie folgt vor:

  1. Befeuchten: Halten Sie Ihre Hände unter fließendes Wasser. Auf die Temperatur kommt es dabei nicht an. 
  2. Einseifen: Verteilen Sie die Seife gründlich auf beiden Handflächen, Handrücken, zwischen den Fingern, um die Daumen und unter den Fingernägeln.
  3. Seife richtig verteilen: Reiben Sie die Seife mindestens 20 bis 30 Sekunden lang ein.
  4. Abspülen: Spülen Sie Ihre Hände gründlich mit Wasser ab.
  5. Trocknen: Trocknen Sie Ihre Hände mit einem sauberen Handtuch oder Einmalhandtuch vollständig ab. Denken Sie auch an die Fingerzwischenräume. 

Händedesinfektion: Wann sie notwendig ist und wie sie geht 

Händedesinfektion ist wichtig, um Keime abzutöten
Die Händedesinfektion ergänzt die Händewaschung und umgekehrt, jedoch ersetzen sie sich nicht einander. Während das Händewaschen sichtbaren Schmutz entfernt und die Keimzahl auf der Haut reduziert, sorgt die Desinfektion dafür, Krankheitserreger wirksam abzutöten. Auch in der häuslichen Pflege ist die Händedesinfektion wichtig, um pflegebedürftige Personen mit einem geschwächten Immunsystem wirksam vor Infektionen zu schützen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat fünf Indikationsgruppen für die Händedesinfektion definiert, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Ursprünglich wurde dieses Modell für den stationären Krankenhausbereich entwickelt, basierend auf Erkenntnissen zur Keimübertragung. Später wurde das Modell gemeinsam mit internationalen Experten für den ambulanten medizinischen Bereich angepasst. 

Diese Richtlinien gelten heute sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Pflege und können auch in der häuslichen Pflege als praktische Orientierung dienen, um Infektionen gezielt vorzubeugen. In Deutschland gelten diese Richtlinien, die mit den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) übereinstimmen, als verbindlicher Standard für die Händehygiene.

Hier stellen wir Ihnen die ursprünglichen Indikationsgruppen der WHO vor. Sie können Ihnen als hilfreiche Orientierung für eine bessere Händehygiene in der häuslichen Pflege dienen, auch wenn sie speziell für den Krankenhaussektor entwickelt wurden.

Die 5 Indikationen der Händedesinfektion

  1. Vor Patientenkontakt: Um die Übertragung von Keimen auf die pflegebedürftige Person zu verhindern.
  2. Vor aseptischen Tätigkeiten: Um sicherzustellen, dass keine Krankheitserreger in sterile Bereiche oder offene Wunden gelangen.
  3. Nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material: Um eine Ausbreitung von Krankheitserregern nach Kontakt mit Körperflüssigkeiten zu verhindern.
  4. Nach Patientenkontakt: Um Keime, die während der Pflege auf die Hände gelangen könnten, abzutöten.
  5. Nach Kontakt mit der unmittelbaren Umgebung des Patienten: Auch Oberflächen und Gegenstände können Keime übertragen, selbst ohne direkten Körperkontakt.

Zusatzhinweis:
Auch nach dem Ausziehen von sterilen oder unsterilen Handschuhen ist eine gründliche Händedesinfektion erforderlich, da Handschuhe nicht vollständig vor einer Kontamination schützen und Keime beim Ausziehen übertragen werden können.
Damit die Händedesinfektion optimal wirkt, ist die richtige Technik entscheidend. Schon wenige sorgfältig ausgeführte Schritte helfen, Krankheitserreger wirksam zu entfernen und die Ausbreitung von Keimen zuverlässig zu verhindern. Nachdem Sie ungefähr drei Milliliter Desinfektionsmittel in Ihre Hände gegeben haben, befolgen Sie diese sechs Schritte, um Ihre Hände hygienisch zu desinfizieren:

  1. Handflächen aneinander reiben: Verteilen Sie das Desinfektionsmittel auf beiden Handflächen, indem Sie diese aneinander reiben. Denken Sie auch an die Handgelenke. 
  2. Handflächen über Handrücken reiben: Legen Sie die rechte Handfläche auf den linken Handrücken und reiben Sie mit leichtem Druck die Handfläche über den Handrücken, um Keime auch an diesen Stellen zu entfernen. Wiederholen Sie diesen Schritt, indem Sie die Hände wechseln und die linke Handfläche auf den rechten Handrücken legen. Achten Sie dabei darauf, dass beide Handrücken gründlich mit Desinfektionsmittel bedeckt werden.
  3. Handflächen aneinander mit verschränkten, gespreizten Fingern reiben: Legen Sie beide Handflächen aneinander und verschränken Sie die Finger, sodass die Fingerzwischenräume gut zugänglich sind. Reiben Sie die Hände mit leichtem Druck gegeneinander, um die Innenflächen und besonders die Zwischenräume gründlich zu reinigen.
  4. Außenseite der Finger auf gegenüberliegende Handflächen reiben: Verschränken Sie die Finger beider Hände, sodass die Außenseiten der Finger auf den gegenüberliegenden Handflächen liegen. Reiben Sie diese Bereiche gründlich, um auch schwer zugängliche Stellen zu reinigen.
  5. Daumen reinigen: Umschließen Sie den rechten Daumen mit der linken Hand und reiben Sie ihn in kreisenden Bewegungen gründlich ein. Wiederholen Sie diesen Schritt, indem Sie den linken Daumen mit der rechten Hand auf die gleiche Weise reinigen. Achten Sie darauf, die gesamte Daumenoberfläche gleichmäßig zu benetzen.
  6. Fingerkuppen desinfizieren: Legen Sie die geschlossenen Fingerkuppen der rechten Hand in die linke Handfläche und führen Sie kreisende Bewegungen aus. Wiederholen Sie diesen Schritt mit der anderen Hand, um auch die Fingerspitzen gründlich zu reinigen. Dies hilft, Keime unter den Fingernägeln wirksam zu entfernen.

Um alle Stellen zu desinfizieren, sollten die genannten Bewegungen mit den Händen durchgeführt werden
 Reiben Sie das Desinfektionsmittel ein, bis Ihre Hände vollständig trocken sind. So stellen Sie sicher, dass das Mittel optimal wirkt und Krankheitserreger zuverlässig abgetötet werden.

Mein Tipp für Sie: Richten Sie einen festen Platz für Seife, Desinfektionsmittel und Handtücher ein, um die Händehygiene im Alltag zu erleichtern und sicherzustellen. So schaffen Sie eine saubere und gesunde Umgebung für alle Beteiligten.

5 wichtige Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege

Neben der Händehygiene gibt es in der häuslichen Pflege weitere wichtige Hygienemaßnahmen, die Infektionen vorbeugen und die Gesundheit schützen. Hier sind 5 weitere wichtige Hygienemaßnahmen in der häuslichen Pflege.

  • Flächen- und Oberflächenreinigung: Häufig genutzte Flächen wie Türklinken, Lichtschalter und Pflegehilfsmittel sollten regelmäßig mit Reinigungsmitteln gesäubert und nach Bedarf desinfiziert werden.

  • Wäsche- und Textilpflege: Bettwäsche, Handtücher und Pflegekleidung sollten regelmäßig bei hohen Temperaturen gewaschen werden, um Keime abzutöten.

  • Schutzkleidung und persönliche Schutzausrüstung: Je nach Pflegesituation sollten Handschuhe, Schürzen oder Mundschutz getragen werden, insbesondere bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder bei ansteckenden Erkrankungen.

  • Abfallentsorgung: Pflegeabfälle wie Inkontinenzmaterialien, Verbände und Einmalhandschuhe müssen hygienisch entsorgt werden, um Keimübertragungen zu vermeiden.

  • Körperhygiene der pflegebedürftigen Person: Eine regelmäßige Körperhygiene ist in der häuslichen Pflege unerlässlich, um Hautreizungen und Infektionen vorzubeugen sowie das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person zu fördern. Dazu gehören das gründliche Waschen der Haut sowie sorgfältiges Trocknen, insbesondere in Hautfalten. Zudem spielt eine passende Hautpflege, abgestimmt auf den individuellen Hauttyp, eine wichtige Rolle. Ebenso ist die Mund- und Zahnhygiene von großer Bedeutung: Zähne sollten mindestens zweimal täglich gründlich geputzt und Prothesen sorgfältig gereinigt werden. Im Intimbereich ist eine sanfte Reinigung mit warmem Wasser und milder, seifenfreier Waschlotion unerlässlich. Diese Maßnahmen fördern die Gesundheit und steigern das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person und dienen gleichzeitig der Vorbeugung von Infektionen und Hautreizungen.

Mein Tipp für Sie: Unser kostenloser Online-Videokurs "Körperpflege und Hygiene" zeigt Ihnen, wie die Körperpflege in der Praxis funktioniert.

Hygieneplan für zu Hause: So gestalten Sie die Pflege hygienisch und sicher

Ein Hygieneplan kann auch bei der häuslichen Pflege helfen
Ein Hygieneplan wird traditionell in der professionellen Pflege eingesetzt, um Infektionen vorzubeugen und Hygienestandards sicherzustellen. Doch auch in der häuslichen Pflege kann ein solcher Plan wertvolle Unterstützung bieten – insbesondere dann, wenn mehrere Personen an der Pflege beteiligt sind.
Ein gut durchdachter Hygieneplan hilft dabei, die wichtigsten Maßnahmen zur Reinigung, Desinfektion und Pflege im Blick zu behalten. Dazu zählen unter anderem die regelmäßige Reinigung von Oberflächen, die hygienische Wäschepflege, sowie die sichere Entsorgung von Abfällen. 
Durch klare Anweisungen und feste Routinen sorgt der Hygieneplan dafür, dass alle Beteiligten die notwendigen Schritte kennen und konsequent umsetzen. So lässt sich der Pflegealltag sicherer und besser organisiert gestalten, was sowohl die Gesundheit als auch das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person unterstützt.

Fazit: Wichtige Hygiene-Regeln im Überblick

Eine konsequente Hygiene in der häuslichen Pflege ist unverzichtbar, um Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden als auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person sicherzustellen. 

Die Umsetzung wichtiger Hygienemaßnahmen ist oft einfacher als gedacht. Bereits kleine, regelmäßig durchgeführte Schritte können einen großen Unterschied machen. Ein klar strukturierter Hygieneplan kann Sie unterstützen, alle wichtigen Hygieneregeln im Blick zu behalten und sicherzustellen, dass nichts übersehen wird. Zudem erleichtert er die Einführung fester Routinen und unterstützt eine bessere Koordination der Pflegeaufgaben – besonders dann, wenn mehrere Personen in die Pflege eingebunden sind.

Jede Hygienemaßnahme zählt und wird mit der Zeit zu einer vertrauten Routine. Indem Sie aktiv Verantwortung übernehmen, schaffen Sie eine sichere und gesunde Umgebung – für mehr Lebensqualität, Sicherheit und ein gutes Gefühl im Pflegealltag.


💜-liche Grüße 

Hygiene in der Pflege: Häufig gestellte Fragen

Warum ist Hygiene in der häuslichen Pflege so wichtig?

Hygienemaßnahmen verhindern die Ausbreitung von Krankheitserregern und schützen sowohl die pflegebedürftige Person als auch pflegende Angehörige vor Infektionen und gesundheitlichen Komplikationen.

Welches ist die wichtigste Hygienemaßnahme in der häuslichen Pflege?

Die Händehygiene ist die wichtigste Hygienemaßnahme in der häuslichen Pflege, weil die Hände als Hauptüberträger von Krankheitserregern gelten. Gründliches Händewaschen und bei Bedarf die Händedesinfektion verhindern die Verbreitung von Keimen und reduzieren das Infektionsrisiko erheblich. 

Wie wird ein Hygieneplan für zu Hause erstellt?

Listen Sie alle relevanten Hygieneschritte wie die Reinigung der Flächen, die Pflege der Wäsche, die Entsorgung des Abfalls und auch die persönliche Hygiene auf. Legen Sie fest, wie oft und wann diese Maßnahmen durchgeführt werden müssen und sorgen Sie dafür, dass alle Pflegepersonen darüber informiert sind.

Was sind die RKI-Hygienerichtlinien?

Die Hygienerichtlinien des Robert Koch-Instituts (RKI) sind wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zur Infektionsprävention in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Sie dienen als verbindliche Orientierung, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern und hohe Hygienestandards sicherzustellen. In Deutschland gelten sie als maßgeblicher Standard für den Schutz von Patienten, Pflegebedürftigen und Pflegepersonal.

Gelten die RKI-Richtlinien auch für die häusliche Pflege?

Die RKI-Richtlinien wurden speziell für den professionellen Pflegebereich entwickelt, insbesondere für stationäre und ambulante Einrichtungen. Dennoch können sie auch in der häuslichen Pflege als wertvolle Orientierung dienen, um wichtige Hygienestandards einzuhalten und Infektionen gezielt vorzubeugen.
Zur Autorin

Isabell Jungesblut

EXAMINIERTE GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGERIN
Als Expertin für Gesundheits- und Krankenpflege bringt Isabell Jungesblut umfangreiche Erfahrungen aus der Akutversorgung aber auch aus der vollstationären Langzeitversorgung mit. Hier im Pflege ABC teilt sie ihr umfangreiches Wissen mit Ihnen, um die Pflege für Sie zu erleichtern.
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