Widerspruch Pflegegrad: Begründung, Fristen & Erfolgsaussichten

Isabell Jungesblut
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Widerspruch Pflegegrad: Begründung, Fristen & Erfolgsaussichten

Isabell Jungesblut
Eine Ablehnung, Herabstufung oder die Anerkennung eines zu niedrigen Pflegegrades kann sehr enttäuschend und belastend sein. Und zwar nicht nur für die pflegebedürftige Person, sondern auch für alle an der Pflege beteiligten Personen. Denn eine Ablehnung oder eine Herabstufung des Pflegegrades oder aber auch ein zu geringer Pflegegrad geht mit keinen oder aber geringeren Leistungen für die pflegebedürftige Person einher. Der Pflegegrad ist somit entscheidend, welche finanzielle und praktische Unterstützung die pflegebedürftige Person und die Pflegepersonen erhalten.  

Es gibt jedoch gute Nachrichten. Sie müssen das Ergebnis, welches im Bescheid mitgeteilt wird, nicht ohne Weiteres hinnehmen. Die antragstellende Person oder auch die bevollmächtigte Person haben die Möglichkeit, einen Widerspruch gegen die Entscheidung bei der Kasse einzureichen. Dieser kann bis zu vier Wochen nach Eingang des Bescheids eingelegt werden. Um die Frist einzuhalten, reicht vorerst ein formloser Widerspruch aus. Im Anschluss sollte die pflegebedürftige Person oder die Pflegeperson jedoch eine Begründung formulieren und diese bei der Pflegekasse einreichen. 
Die Erfolgsaussichten bei einem Widerspruch gegen die Einstufung des Pflegegrades sind oft besser, als viele annehmen. Wenn Sie für die pflegebedürftige Person einen Widerspruch einlegen, in dem Sie sorgfältig dokumentieren und der Pflegekasse eine gute Begründung liefern, erhöhen Sie die Chancen auf eine erfolgreiche Neubewertung erheblich.
Person begutachtet einen Pflegegrad Widerspruch

Der Weg zum Pflegegrad Widerspruch 

Wenn Sie sich jetzt dazu entschlossen haben, einen Widerspruch einzulegen, haben Sie wahrscheinlich bereits die folgenden Schritte durchlaufen oder aber Sie wollen sich einfach informieren, wie der Ablauf bis zu einem Widerspruch ist. Der folgende Ablauf verdeutlicht Ihnen den Weg von der Antragstellung bis zum Widerspruch. 

1. Antrag stellen: Entweder kontaktieren Sie oder die pflegebedürftige Person selbst die Pflegekasse der pflegebedürftigen Person, um einen Antrag zur Einstufung in einen Pflegegrad zu stellen. Dies kann auf verschiedenen Wegen erfolgen: Schriftlich, telefonisch oder online. In der Regel sendet die Kasse im Anschluss einen Fragenkatalog zu, in dem Sie oder die pflegebedürftige Person weitere Angaben unter anderem zur Pflegebedürftigkeit machen müssen. Im Anschluss wird dieser an die Kasse zurückgesendet. 

2. Beauftragung einer Begutachtung:
Nach Eingang des Antrags beauftragt die Pflegekasse den Medizinischen Dienst (MD) - früher auch MDK - mit der Begutachtung. Bei Privatversicherten hingegen wird Medicproof mit der Begutachtung beauftragt. Der Medizinische Dienst oder Medicproof setzt sich mit der pflegebedürftigen Person oder mit deren Angehörigen in Verbindung, um einen Termin für den Besuch zu vereinbaren.

3. Vorbereitung auf den Besuch: Für die MD Begutachtung oder die Begutachtung durch Medicproof ist es wichtig, alle relevanten medizinischen Unterlagen, wie Arztberichte, Krankenhausentlassungsberichte und Medikamentenlisten, bereitzuhalten. Ebenso kann auch ein Pflegetagebuch, das die täglichen Pflegeleistungen dokumentiert, sehr hilfreich sein. Für die Begutachtung ist es übrigens oft sinnvoll, dass pflegende Angehörige wie Sie oder andere vertraute Personen beim Termin anwesend sind, um zusätzliche Informationen geben zu können und Unterstützung zu bieten.

4. Begutachtung durchführen lassen: Zu Beginn der Begutachtung durch den MD oder durch Medicproof stellt der Gutachter oder die Gutachterin sich in der Regel kurz bei Ihnen und bei der pflegebedürftigen Person vor und erklärt den Ablauf der Begutachtung. Bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen ist es besonders wichtig, die Begutachtung vorher ruhig zu erklären. Die begutachtende Person führt ein ausführliches Gespräch mit der pflegebedürftigen Person und den anwesenden Angehörigen, zum Beispiel mit Ihnen, durch. Dabei werden der Gesundheitszustand und die Pflegesituation besprochen. Der Gutachter bewertet die Selbständigkeit der pflegebedürftigen Person in sechs Modulen. Es ist auch möglich, dass eine körperliche Untersuchung durchgeführt wird, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu beurteilen. Des Weiteren werden spezifische Fragen zur aktuellen Pflegesituation gestellt, um den genauen Pflegebedarf zu ermitteln. Es ist wichtig, dass Sie aber auch die pflegebedürftige Person im Rahmen der Begutachtung offen darüber sprechen, wo Hilfe gebraucht wird und welche Gefahren im Alltag bestehen.

5. Bescheid abwarten: Nachdem die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) - bei gesetzlich Versicherten - oder durch Medicproof - bei Privatversicherten - erfolgt ist, müssen Sie nun abwarten, bis der Bescheid über die Einstufung in einen Pflegegrad zugestellt wird. In dieser Phase wird das erstellte Gutachten von der Pflegekasse geprüft und auf dieser Grundlage wird die Entscheidung über den Pflegegrad getroffen. Es ist wichtig, geduldig zu bleiben, da dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Beachten Sie jedoch, dass die Pflegekasse gesetzlich dazu verpflichtet ist, eine Frist von 25 Arbeitstagen einzuhalten. Das heißt: Die Pflegekasse ist gesetzlich verpflichtet, den Bescheid innerhalb von 25 Arbeitstagen nach Eingang des Antrags auf Einstufung in einen Pflegegrad der antragstellenden Person zu erteilen. 
Besuch durch den Medizinischen Dienst
6. Bescheid überprüfen: Sobald der Bescheid bei Ihnen oder Ihrer angehörigen Person eingegangen ist, sollte die pflegebedürftige Person oder Sie diesen sorgfältig überprüfen. Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Informationen korrekt und vollständig erfasst sind. Achten Sie darauf, ob alle Aspekte der Pflegebedürftigkeit berücksichtigt wurden. Überprüfen Sie, ob die sechs Module Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, Selbstversorgung, Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits-oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen, sowie Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte korrekt beurteilt worden sind. Es ist hilfreich zu überprüfen, wie viele Punkte bis zum gewünschten Pflegegrad fehlen. Wenn der Unterschied zwischen der im Gutachten erreichten Punktzahl und der Mindestpunktzahl für den gewünschten Pflegegrad gering ist, lohnt sich ein Widerspruch besonders. Oftmals können schon wenige zusätzliche Punkte, die durch eine andere Bewertung einer Frage erzielt werden, den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Beim Überprüfen kann es außerdem hilfreich sein, die Unterlagen, die Sie mit dem Antrag eingereicht haben, zur Hand zu nehmen und genau zu schauen, ob alle relevanten Informationen über den Pflegebedarf korrekt wiedergegeben sind. Stellen Sie fest, dass dies nicht der Fall ist, sollten Sie oder Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. 

Erfolgreich Widerspruch gegen Pflegegrad einlegen 

Nachdem Sie und Ihr betroffener Angehöriger die vorherigen Schritte durchlaufen sind und sich entschieden haben, Widerspruch einzulegen, zeigen die nachfolgenden Abschnitte Ihnen die weiteren Schritte auf. Erfahren Sie, wie Sie die Erfolgsaussichten Ihres Widerspruchs verbessern und was es dabei zu beachten gilt.

1. Widerspruch einlegen (formlos): Die pflegebedürftige Person hat das Recht gegen die Entscheidung Widerspruch einzulegen. So sollten Sie sicherstellen, dass der Widerspruch innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheids eingereicht wird. Um die Frist zu wahren, reicht vorerst ein formloser Widerspruch aus. Im Nachgang ist jedoch der Widerspruch zu begründen. 

2. Widerspruch begründen: Bei der Begründung eines Widerspruchs zum Pflegegrad haben Sie die Möglichkeit, diese selbständig zu formulieren, oder aber Hilfe von externen Experten hinzuzuziehen. Das sind zum Beispiel Pflegeberater oder Pflegesachverständiger. Pflegeberater können Ihnen wertvolle Unterstützung bei der Formulierung Ihres Widerspruchs bieten. Sie sind Experten auf dem Gebiet der Pflege und kennen die Kriterien, die für die Einstufung relevant sind. Pflegeberater finden Sie bei Pflegekassen und deren Beratungsstellen, Sozialen Diensten und Wohlfahrtsverbänden und speziellen Beratungsstellen für pflegende Angehörige. Aber auch Pflegesachverständige helfen Ihnen bei einem Widerspruch und führen oft Gutachten durch, die als Grundlage für den Widerspruch dienen können. Ein Pflegesachverständiger kann eine unabhängige Bewertung des Pflegebedarfs vornehmen und gegebenenfalls eine Neubegutachtung anregen. Wenn Sie sich für eine Unterstützung entscheiden, lassen Sie sich vorab über die Kosten für eine solche Unterstützung beraten. Zu beiden Fällen haben wir Ihnen im nächsten Kapitel ausführlich beschrieben, worauf dabei jeweils zu achten ist

3. Entscheidung abwarten: Die Pflegekasse hat nun 3 Monate Zeit, um auf Ihren Widerspruch zu reagieren. Bewahren Sie Ruhe und Geduld. Es bleibt zu hoffen, dass die pflegebedürftige Person nun einen fairen Pflegegrad genehmigt bekommt, welcher der Pflegesituation entspricht. Doch was ist zu tun, wenn der Widerspruch nicht das gewünschte Ergebnis bringt? 

Sollte der Widerspruch nicht das gewünschte Ergebnis bringen, haben die pflegebedürftige Person oder die bevollmächtigte Pflegeperson die Möglichkeit, Klage bei dem Sozialgericht einzureichen. Dabei ist es wichtig, die Frist von einem Monat ab dem Zugang des Widerspruchsbescheids einzuhalten. Falls Sie bei einer Klage Hilfe benötigen, können Sie sich an die Sozialverbände wie den VDK oder den SoVD wenden. Andernfalls sollten Sie einen Fachanwalt für Sozialrecht aufsuchen.

Möglichkeit 1: Sie erstellen selbständig eine Begründung

Fachliche Begründung selbst erstellen
Wenn Sie als Pflegeperson oder die pflegebedürftige Person selbständig eine Begründung zum Pflegegrad Widerspruch formulieren möchten, helfen Ihnen die nachfolgenden Tipps: 

Seien Sie präzise und klar: Vermeiden Sie allgemeine Aussagen und beschreiben Sie den Pflegeaufwand so präzise wie möglich. Konkrete Beispiele aus dem Alltag helfen, die Situation besser nachvollziehbar zu machen.

Nutzen Sie unterstützende Dokumente: Reichen Sie alle relevanten Dokumente ein, die die Pflegebedürftigkeit Ihres Angehörigen oder Ihrer Angehörigen belegen. Dies können ärztliche Befunde, Pflegeprotokolle oder Gutachten sein.

Pflegegradrechner nutzen:
Nutzen Sie einen Pflegegradrechner als eine Orientierungshilfe im Widerspruchsverfahren. Er kann bei einem Widerspruch helfen, indem er die Pflegepunkte überprüft und aufzeigt, wie nah Sie dem gewünschten Pflegegrad sind. Dies ermöglicht Ihnen, gezielte Argumente für den Widerspruch zu finden und sicherzustellen, dass alle relevanten Aspekte der Pflegebedürftigkeit berücksichtigt wurden. So können Sie fundierte und präzise Begründungen vorlegen, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.

Pflegetagebuch einbinden:
Führen Sie ein Pflegetagebuch und binden Sie dieses bei dem Widerspruch mit ein. Ein Pflegetagebuch kann bei einem Pflegegrad Widerspruch wertvoll sein, indem es detaillierte Aufzeichnungen des täglichen Pflegeaufwands und der pflegerischen Tätigkeiten bereitstellt. Diese dokumentierten Informationen liefern konkrete Beispiele und belegen die tatsächliche Pflegebedürftigkeit, wodurch Ihre Argumente im Widerspruch gestärkt werden.

Zusätzliche Unterstützung:
Ziehen Sie auch die Unterstützung durch zum Beispiel Beratungsstellen oder Pflegestützpunkte in Betracht, die Ihnen eventuell zusätzliche Ratschläge und Unterstützung bieten können. Diese Stellen haben oft Erfahrung mit ähnlichen Fällen und können wertvolle Tipps geben.

Bleiben Sie sachlich und höflich:
Auch wenn die Situation emotional belastend sein kann, ist es wichtig, in Ihrem Schreiben sachlich und höflich zu bleiben.

Fristen beachten:
Achten Sie darauf, dass die Begründung fristgerecht bei der Pflegekasse eingeht. Oftmals teilen die Pflegekassen nach Eingang des formlosen Widerspruchs eine Frist für die Begründung mit. 

Dokumentieren Sie alles:
Bewahren Sie eine Kopie Ihres Widerspruchsschreibens und aller beigefügten Dokumente auf. Notieren Sie sich das Datum des Versands und nutzen Sie einen nachverfolgbaren Versandweg, um sicherzustellen, dass die Begründung zum Widerspruch bei der Pflegekasse Ihrer pflegebedürftigen Person ankommt.

Begründung überprüfen:
Überprüfen Sie die Begründung vor der Abgabe. Haben Sie alle relevanten Punkte erfasst und alle zusätzlichen Dokumente mit eingereicht?  

Möglichkeit 2: Sie holen sich fachliche Unterstützung für die Begründung 

Pflegegrad Voraussetzungen prüfen
Wenn Sie Unterstützung bei einer Begründung benötigen, gibt es die Möglichkeit, Hilfe von externen Experten einzuholen. Diese Tipps sollen Ihnen helfen, fachliche Unterstützung bei einem Pflegegrad Widerspruch zu erhalten. 

Wählen Sie die richtige Fachperson: Suchen Sie nach einem Experten, der Erfahrung mit dem jeweiligen Thema hat. Zum Beispiel nach einem Pflegeberater oder einem Pflegesachverständiger. Stellen Sie sicher, dass die Person qualifiziert und vertrauenswürdig ist. Kontaktieren Sie die Fachperson frühzeitig, um genügend Zeit für die Bearbeitung und Erstellung der Begründung zu haben.

Klare und vollständige Unterlagen:
Stellen Sie alle relevanten Dokumente und Unterlagen zusammen, die für den Pflegegrad Widerspruch wichtig sind. Dazu zählen unter anderem Bescheide, Medikamentenpläne, Pflegetagebücher, ärztliche Befunde. Achten Sie darauf, dass alle Unterlagen vollständig und aktuell sind.

Detaillierte Schilderung des Falls:
Geben Sie der Fachperson eine detaillierte Beschreibung des Sachverhalts und der Gründe, warum Sie den Widerspruch einlegen möchten. Beschreiben Sie genau, wie die aktuelle Pflegesituation sich darstellt. Welche Aufgaben Pflegepersonen zum Beispiel übernehmen müssen.  

Aktive Zusammenarbeit:
Bleiben Sie während des gesamten Prozesses in engem Kontakt mit der Fachperson und beantworten Sie Rückfragen zeitnah. Beteiligen Sie sich aktiv am Prozess, indem Sie notwendige Informationen schnell bereitstellen.

Klärung der Kostenfrage:
Informieren Sie sich im Voraus über die anfallenden Kosten für die Unterstützung durch die Fachperson. Prüfen Sie, ob eventuell eine Kostenübernahme durch eine Rechtsschutzversicherung oder andere Stellen möglich ist.

Zusätzliche Unterstützung:
Ziehen Sie auch die Unterstützung durch zum Beispiel Beratungsstellen oder Pflegestützpunkte in Betracht, die Ihnen eventuell zusätzliche Ratschläge und Unterstützung bieten können. Diese Stellen haben oft Erfahrung mit ähnlichen Fällen und können wertvolle Tipps geben.

Dokumentation und Nachverfolgung:
Halten Sie alle Schritte und Kommunikationen mit der Fachperson und den zuständigen Stellen schriftlich fest. Bewahren Sie Kopien aller eingereichten Dokumente und Antworten auf.

Prüfen der Begründung vor Einreichung:
Lassen Sie sich die fertige Begründung vor der Einreichung noch einmal genau erklären und überprüfen Sie, ob alle wichtigen Punkte berücksichtigt wurden. So können eventuelle Missverständnisse oder Fehler vor der Abgabe korrigiert werden.

Gründe für die Ablehnung oder Herabstufung eines Pflegegrades

Die Ablehnung oder Herabstufung eines Pflegegrades kann ganz verschiedene Gründe haben. Vielleicht haben Sie selbst schon einige Gründe im Kopf, die vielleicht bei der pflegebedürgtigen Person für eine Ablehnung gesorgt haben könnten. Mögliche Gründe können zum Beispiel sein: 
Pflege
Eine unvollständige Darstellung der Pflegesituation: Das heißt, dass die begutachtende Person während der Begutachtung kein umfassendes Bild der tatsächlichen Pflegebedürftigkeit gewinnen konnte. 

Fehlerhafte Einschätzung durch den Gutachter/die Gutachterin: Der Gutachter des Medizinischen Dienstes oder von Medicproof hat die Situation falsch eingeschätzt oder bestimmte Aspekte der Pflegebedürftigkeit übersehen.
Das Fehlen von wichtigen Unterlagen: Relevante medizinische Dokumente wie Arztbriefe, Diagnoseberichte oder Atteste, die den Pflegebedarf belegen, wurden nicht vorgelegt.

Eine unterschiedliche Einschätzung: Oft kommt es auch vor, dass die Einschätzung des Gutachters von der Selbsteinschätzung des Pflegebedürftigen oder der Angehörigen abweicht. Der Gutachter bewertet die Situation möglicherweise anders als die Betroffenen selbst. 

Momentaufnahme: Wenn Sie schon mal eine Begutachtung miterlebt haben, dann wissen Sie am Besten, dass eine Begutachtung nur eine Momentaufnahme darstellt und eventuell nicht den gesamten Umfang der Pflegebedürftigkeit, besonders bei schwankenden Zuständen, erfasst.

Fazit: Mut zum Widerspruch 

Ein unzureichender Bescheid, der nicht den tatsächlichen Pflegebedarf widerspiegelt, kann eine große Belastung für pflegebedürftige Personen und ihre Angehörigen sein - aber ein Widerspruch lohnt sich, wenn der Bescheid die Situation nicht korrekt erfasst. Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung haben Sie gute Erfolgsaussichten. Denken Sie daran: Viele haben diesen Weg erfolgreich gemeistert. Nutzen Sie alle verfügbaren Ressourcen, sei es durch Dokumentensammlung, fachliche Unterstützung oder Beratungsstellen.
Lassen Sie sich nicht entmutigen. Ein Widerspruch ist wichtig, um die notwendige Unterstützung zu erhalten. Ihr Einsatz kann einen großen Unterschied machen. 


💜-liche Grüße 

Pflegegrad Widerspruch: Häufig gestellte Fragen

Wann ist ein Widerspruch gegen den Bescheid sinnvoll?

Ein Widerspruch gegen den zugewiesenen Pflegegrad ist sinnvoll, wenn die Pflegebedürftigkeit abgelehnt wurde, obwohl ein Pflegebedarf besteht, oder wenn Sie den anerkannten Pflegegrad als zu niedrig empfinden. Ebenso kann ein Widerspruch angebracht sein, wenn das Gutachten Fehler oder Unvollständigkeiten aufweist oder die Situation nicht angemessen darstellt. 

Wie lange habe ich Zeit, um einen Pflegegrad Widerspruch einzulegen?

Sie haben einen Monat Zeit, um nach Erhalt des Bescheids Widerspruch einzulegen. Es reicht, vorerst einen formlosen Widerspruch einzureichen, um die Frist zu wahren. Die ausführliche Begründung kann nachgereicht werden. Sie ist nicht verpflichtend, jedoch durchaus empfehlenswert, denn sie erhöht die Erfolgsaussichten.

Welche Schritte sind erforderlich, um einen Widerspruch gegen den Pflegegrad einzulegen?

Zuerst sollten Sie den Bescheid gründlich überprüfen. Wenn Sie der Meinung sind, dass der Pflegebedarf nicht korrekt erfasst wurde, legen Sie innerhalb eines Monats einen formlosen Widerspruch ein. Im Anschluss bereiten Sie eine detaillierte Begründung vor, entweder selbständig oder mit Unterstützung von Fachleuten wie Pflegeberatern oder Pflegesachverständigen.

Welche Unterlagen sind für den Widerspruch erforderlich?

Für den Widerspruch benötigen Sie alle relevanten medizinischen Unterlagen, Arztberichte, Pflegetagebücher und andere Nachweise, die den tatsächlichen Pflegebedarf belegen. Eine detaillierte Schilderung des Pflegeaufwands und konkrete Beispiele aus dem Alltag sind ebenfalls hilfreich.

Was kann ich tun, wenn der Widerspruch abgelehnt wird?

Wenn der Widerspruch nicht erfolgreich ist, haben Sie die Möglichkeit, Klage beim Sozialgericht einzureichen. Auch hier ist es wichtig, die Frist von einem Monat ab Zugang des Widerspruchsbescheids einzuhalten. Bewahren Sie den Umschlag auf, falls das Schreiben in einem gelben Umschlag zugestellt wurde, da dieser als Nachweis des Zugangsdatums dient. Bei Bedarf können Sie Unterstützung von Sozialverbänden oder einem Fachanwalt für Sozialrecht in Anspruch nehmen.
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Isabell Jungesblut

EXAMINIERTE GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGERIN
Als Expertin für Gesundheits- und Krankenpflege bringt Isabell Jungesblut umfangreiche Erfahrungen aus der Akutversorgung aber auch aus der vollstationären Langzeitversorgung mit. Hier im Pflege ABC teilt sie ihr umfangreiches Wissen mit Ihnen, um die Pflege für Sie zu erleichtern.
Bild-Quellen: Header: Foto von shurkin_son auf Freepik; Bild 1: Foto von drobotdean auf Freepik; Bild 2: Foto von yanalya auf Freepik; Bild 3: Foto von Freepik; Bild 4: Foto von Pflege ABC; Bild 5: Foto von Freepik

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