Die 5 Pflegegrade: Alles, was Sie wissen müssen
Isabell Jungesblut
Einen Pflegegrad, bis Ende 2016 auch bekannt als Pflegestufe, kann von Menschen beantragt werden, die im Alltag Unterstützung benötigen. Also zum Beispiel, wenn Ihre angehörige Person durch Sie unterstützt wird, weil körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigungen das selbständige Leben erschweren.
Um einen Pflegegrad zu erhalten, müssen Sie als bevollmächtige Person oder die pflegebedürftige Person selbst, einen Antrag zur Einstufung in einen Pflegegrad bei der Pflegekasse stellen. Im Anschluss findet eine Begutachtung statt, und zwar bei gesetzlich Versicherten durch den Medizinischen Dienst oder bei Privatversicherten durch Medicproof. Dabei wird der Pflegegrad mit Hilfe eines Begutachtungsinstruments ermittelt. Dieses Begutachtungsinstrument ist ein standardisiertes Verfahren, bei dem sechs Module bewertet werden, die verschiedene Bereiche des Lebens abdecken. Aus der ermittelten Punktzahl ergibt sich dann der Pflegegrad.
Der entsprechende Pflegegrad, früher auch als Pflegestufe bekannt, legt nicht nur das Ausmaß der Pflegebedürftigkeit fest, sondern auch die Art und das Ausmaß der erforderlichen Unterstützung. Das heißt: Je schwerwiegender die Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder der Fähigkeiten sind, desto höher der Pflegegrad und desto umfangreicher sind auch die Leistungen der Pflegekasse. Pflegegrade bieten somit nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Zugang zu verschiedenen Leistungen, welche die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen, also auch Ihre Lebensqualität erheblich verbessern können.
Ein kleiner Tipp für Sie: Mit Hilfe eines Pflegegradrechners können Sie vorab einschätzen, welcher Pflegegrad für Sie oder für die pflegebedürftige Person möglicherweise in Frage kommt. Und so ein Pflegegradrechner ist auch hilfreich, um sich auf die Begutachtung vorzubereiten oder eben auch um die Begutachtung nachzubereiten.
Von Pflegestufen zu Pflegegraden: Eine klare Unterscheidung
Wussten Sie, dass im Jahr 2017 die Pflegegrade die Pflegestufen abgelöst haben?
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht, wie die Pflegestufen in Pflegegrade umgewandelt wurden:
Für den Pflegegrad 1 gab es keine äquivalente Pflegestufe.
Pflegestufe 0 (Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz) entspricht heute Pflegegrad 2.
Pflegestufe 1 entspricht ebenfalls Pflegegrad 2.
Pflegestufe 1 mit eingeschränkter Alltagskompetenz entspricht Pflegegrad 3.
Pflegestufe 2 entspricht ebenfalls Pflegegrad 3.
Pflegestufe 2 mit eingeschränkter Alltagskompetenz entspricht Pflegegrad 4.
Pflegestufe 3 entspricht ebenfalls Pflegegrad 4.
Pflegestufe 3 mit eingeschränkter Alltagskompetenz oder Härtegrad entspricht Pflegegrad 5.
Aber wieso wurden die Pflegestufen durch Pflegegrade abgelöst? Diese Umstellung soll den individuellen Pflegebedarf besser berücksichtigen und eine gerechtere Einstufung ermöglichen. Die Einstufung in einen Pflegegrad orientiert sich nun stärker an den Bedürfnissen jedes einzelnen Menschen, an seiner individuellen Lebenssituation und an seinen individuellen Beeinträchtigungen und Fähigkeiten.
Und wenn Sie sich fragen, welcher Pflegegrad bei Ihnen oder bei Ihrer angehörigen Person in Frage kommt, ist ein Pflegegradrechner genau das Richtige für Sie, um eine erste Einschätzung zu erhalten, welcher Pflegegrad in Frage kommen könnte.
Wie wird der Pflegegrad berechnet?
Die Grundlage für die Berechnung des Pflegegrades bilden die nachfolgend dargestellten sechs Module des Begutachtungsinstruments. Der Gutachter oder die Gutachterin beurteilt, ob gesundheitsbedingte Einschränkungen der Selbstständigkeit oder der Fähigkeiten vorliegen, die in den sechs Modulen Hilfe von anderen, zum Beispiel von Ihnen als Pflegeperson, erforderlich machen. Die Einschätzung basiert somit darauf, wie selbständig zum Beispiel Ihre angehörige Person in den sechs verschiedenen Bereichen des Alltags ist.
Wie die Prozentangabe in der Abbildung verdeutlicht, werden die sechs Module unterschiedlich stark gewichtet.
Die Unterscheidung der 5 Pflegegrade: Von gering bis schwer - welcher Pflegegrad ist passend?
Voraussetzungen prüfen: Finden Sie heraus, ob ein Pflegegrad infrage kommt
Um einen Pflegegrad zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Wichtig ist es, dass der oder die Versicherte in den letzten zehn Jahren vor der Antragstellung mindestens zwei Jahre als Mitglied in die Pflegekasse eingezahlt hat oder familienversichert war. Des Weiteren muss die Pflegebedürftigkeit auf Dauer, also für mindestens 6 Monate, bestehen. Das heißt, dass mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, dass sich die Selbstständigkeit und die Fähigkeiten nicht durch therapeutische oder rehabilitative Maßnahmen pflegegradrelevant verbessern. Und wenn jetzt noch körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigungen bestehen, die den Alltag erschweren und nicht selbstständig kompensiert oder bewältigt werden können, dann ist es an der Zeit einen Pflegegrad zu beantragen.
Pflegegrad beantragen und erhalten: Der Ablauf
Pflegegradrechner nutzen: Welcher Pflegegrad steht möglicherweise zu?
Ein Pflegegradrechner ist ein hilfreiches Werkzeug für pflegebedürftige Personen selbst oder für Sie als angehörige Person, um vorab einzuschätzen, welcher Pflegegrad bei ihnen oder Ihrem Angehörigen infrage käme. Durch Beantwortung einiger Fragen zu den täglichen Einschränkungen und dem Unterstützungsbedarf können Sie eine erste Orientierung erhalten und sich zeitgleich auf die Begutachtung vorbereiten.
Ein Pflegegradrechner besteht häufig aus sechs Modulen, die jeweils verschiedene Fragen enthalten. Diese orientieren sich meist direkt an den Inhalten des Begutachtungsinstrumentes das sind : Fragen zur Mobilität, zu kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten, zur Selbstversorgung, zu Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Problemlagen, zur Bewältigung von krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen sowie zur Gestaltung des Alltags.
Die Fragen zielen darauf ab, das Ausmaß der Selbständigkeit in verschiedenen Bereichen zu messen. Dadurch kann je nach den Antworten dann ein möglicher Pflegegrad ermittelt werden, der die benötigte Unterstützung angemessen widerspiegelt und Ihnen einen ersten Eindruck vermittelt, welcher Pflegegrad bei Ihrer angehörigen Person möglicherweise in Frage kommt.
Leistungen, die unabhängig von der Höhe des Pflegegrades zustehen
Leistungen, die Personen mit den Pflegegraden 2 bis 5 zustehen
Leistungen, die vom Pflegegrad abhängig sind
Der Beratungseinsatz nach §37.3
Die Pflegesachleistung:
Das Pflegegeld
Leistungen der vollstationären Pflege:
Leistungen der Tages- und Nachtpflege:
Fazit: Mit dem passenden Pflegegrad zu mehr Entlastung
Ein korrekt ermittelter Pflegegrad entlastet Sie als pflegende Angehörige erheblich. Die finanzielle Unterstützung und der Zugang zu verschiedenen Pflegeleistungen helfen, die Pflegebedürftigkeit besser zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern, nicht nur die der pflegebedürftigen Person, sondern auch Ihre. Daher ist es entscheidend, dass der Pflegegrad den tatsächlichen Pflegebedarf widerspiegelt. Nach Erhalt des Bescheids sollten Sie ihn also gründlich prüfen, um sicherzustellen, dass er den tatsächlichen Pflegebedarf wiedergibt. Falls das Gutachten den Pflegebedarf nicht richtig berücksichtigt, können Sie innerhalb von vier Wochen nach Eingang des Bescheids Widerspruch einlegen.
Die 5 Pflegegrade: Häufig gestellte Fragen
Was ist eigentlich ein Pflegegrad?
Ein Pflegegrad ist eine Einstufung, die den Pflegebedarf und die Selbständigkeit einer Person bewertet.
Wie beantrage ich einen Pflegegrad?
Der Antrag erfolgt direkt bei der Pflegekasse der zu pflegenden Person, die bei der Krankenkasse angegliedert ist. Nach Antragstellung wird eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst durchgeführt. Auf deren Grundlage wird dann der Pflegegrad festgelegt.
Welche Leistungen erhalte ich bei welchem Pflegegrad?
Mit einem Pflegegrad stehen pflegebedürftigen Personen diverse Geld- und Sachleistungen zur Verfügung. Einige Leistungen sind Pflegegrad-unabhängig. Es gibt jedoch auch Leistungen, die von Pflegegrad zu Pflegegrad variieren.
Wieso sollte man einen Pflegegradrechner nutzen?
Ein Pflegegradrechner ist ein nützliches Werkzeug, um vorab eine Einschätzung darüber zu erhalten, welcher Pflegegrad möglicherweise infrage käme. Zeitgleich dient er zur Vorbereitung auf die Begutachtung, da er häufig genau die Fragen beinhaltet, die auch im Begutachtungsinstrument wiederzufinden sind.
Zur Autorin
Isabell Jungesblut
Als Expertin für Gesundheits- und Krankenpflege bringt Isabell Jungesblut umfangreiche Erfahrungen aus der Akutversorgung aber auch aus der vollstationären Langzeitversorgung mit. Hier im Pflege ABC teilt sie ihr umfangreiches Wissen mit Ihnen, um die Pflege für Sie zu erleichtern.
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